Die Wasserproben müssen nach ihrer Entnahme so schnell wie möglich ins Labor gebracht werden – vorzugsweise innerhalb eines Tages, keinesfalls allerdings später als nach zwei Tagen. Werden die Proben noch am selben Tag untersucht, reicht es aus, sie lichtgeschützt und bei Umgebungstemperatur zu transportieren. Aber welche Laborantin möchte kurz vor Feierabend noch 150 Proben annehmen, ausplattieren und inkubieren?

Wir haben ein zweistufiges Kühlsystem entwickelt, wonach die Proben bereits direkt nach der Entnahme in unserer passiven Kühlapparatur (PKA) schnell auf Umgebungstemperatur heruntergekühlt werden.

Die vorgekühlten Proben werden dann in elektrischen betriebenen Kühlboxen in den Probenehmer-Fahrzeugen abgekühlt, bevor sie versendet werden.

Wir stehen nun vor folgendem Problem: Um möglichst viele Mieter zu erreichen, ist es sinnvoll, bis in die späten Abendstunden zu beproben. Wir tun das und arbeiten in der Regel bis 19:00 Uhr in den Wohnungsbeständen. Die üblichen Laborzeiten (außerhalb des Notfall-Managements) enden jedoch zwischen 17:00 und 18:00 Uhr.

Damit ist klar: Es braucht eine Overnight-Logistik mit dokumentierter Kühlkette, um alle Seiten glücklich zu machen: Mieter, Labors, Gesundheitsämter und Verfasser der DIN EN ISO 19458:2006. Jene technische Regel schreibt vor, dass die Proben idealerweise bei 5°C (+- 3 °C) gelagert werden sollten, wenn sie nicht innerhalb von 8 Stunden nach der Entnahme im Labor angeliefert werden können.

Um diesen Temperaturbereich von 2 bis 8°C einhalten zu können, haben wir zusammen mit einem Ingenieurbüro eine so genannte passive Kühlapparatur (PKA) entwickelt, die der Probenehmer beim Arbeiten mit sich führt. Die Edelstahl-Konstruktion ist mit sehr kaltem destilliertem Wasser gefüllt und kühlt die heißen Wasserproben-Gefäße innerhalb kurzer Zeit auf Umgebungstemperatur herunter. Das „Kühlwasser“ wird zwei- bis dreimal am Tag gewechselt; die Apparatur fasst acht Probenahmeflaschen und wiegt komplett gefüllt circa fünf Kilogramm.

Die so vorgekühlten Wasserproben werden dann in einer elektrisch betriebenen Kühlbox im Fahrzeug auf 5°C abgekühlt, bis sie an unseren externen Logistik-Partner übergeben, oder aber direkt im Labor vom Probenehmer abgegeben werden. Beim Overnight-Transport erreichen unsere Proben in der Regel am nächsten Morgen die Probenannahme im Labor. Annahme und Erfassung von Proben und Untersuchungsgegenständen wird üblicherweise wird im Labor am Vormittag ausgeführt.

Die zweimal gekühlten Wasserproben werden schließlich in Styropor-Versandboxen mit integrierten Kühlakkus (unter dem Deckel) an den jeweiligen Laborstandort mit Wasseranalytik (Mikrobiologie) versandt. Im Labor wird die Eingangstemperatur bei der Probenannahme erfasst. So ist der Weg der Probe nebst Kühlkette jederzeit gut nachvollziehbar. Das maximale Zeitfenster von 48 Stunden (bei Legionellen) zwischen Probenentnahme und ihrer Weiterarbeitung im Laboratorium wird bei der orientierenden Untersuchung fast immer eingehalten.

Unser zweistufiges Kühlsystem zeigt gute und praxistaugliche Ergebnisse im Geschosswohnungsbau, wo wir das Zugänglichkeitsproblem haben. Nach unserer Erfahrung erreicht man die Mieter in den Abendstunden deutlich besser als tagsüber. Der Overnight-Transport mit ununterbrochener Kühlung ist also ein gangbarer Weg, so wenig Abweichungen wie möglich von den Standardprozessen im Labor zu erzeugen und trotzdem die Vorgaben der Trinkwasserverordnung und der einschlägigen fachlichen Regelwerke zu erfüllen.

Das Kühlsystem ist bundesweit einzigartig und soll in der nächsten Gerätegeneration um eine Temperatur-Logging-Funktion erweitert werden.