Sicherheit ist ein hohes Gut, das wir in Deutschland oft als selbstverständlich voraussetzen. Doch neue Techniken bergen nicht selten neue Gefährdungspotentiale. So sorgen immer dichtere Gebäude für zu wenig Luftwechsel. Kohlenmonoxid und Erdgas können sich ansammeln, wenn die Lüftung nicht funktioniert. Die BBA hat bei Ihrer alljährlichen Verkehrssicherungstagung die Technik daher dieses Jahr in den Mittelpunkt gestellt. Am 7. Februar 2019 lud sie ein ins Grand Hotel Esplanade nach Berlin, um mit Fachleuten und Praktikern Pflichten und Risiken rund Erdgas, Kohlenmonoxid, Trinkwasser und Brandschutz zu diskutieren. Bei der Frage, ob der Preis für Sicherheit nicht mittlerweile zu hoch sei, ging es heiß her.

In seinem exzellenten juristischen Einführungsreferat ging Prof. Dr. Josef Scherer auf unterschiedliche Fallkonstellationen ein, in denen der Verkehrssicherungspflichtige zivil- und strafrechtlich zur Verantwortung gezogen wurde. Er wies darauf hin, dass Sach- und Personenschäden oft finanziell kompensiert werden können, während Image- und reputationsschäden für das betroffene Unternehmen auf Jahre und sogar Jahrzehnte nachwirkten , getreu dem Motto: „semper aliquid haeret“.
Dipl.-Ing. Harald Petermann, gasfachlicher Geschäftsführer des Fachverbandes der Firmen im Gas- und Wasserfach e. V. stellte die Neuerungen des technischen Regelwerks für Gasinstallationen (DVGW TRGI 2018) vor, dessen Überarbeitung Ende Oktober 2018 veröffentlicht wurde. Beim neuen Nachweisverfahren für ausreichende Verbrennungsluftversorgung der Gasgeräte in der Wohnung machte er darauf aufmerksam, dass immer dichtere Fenster und Gebäudehüllen problematisch seien, wenn die Gastherme von der Raumluft abhängig sei.
Dr. Marco Kollecker von GAS-Control hielt als promovierter Chemiker einen Grundlagenvortrag zu den chemischen Eigenschaften von Kohlenmonoxid, in dessen Gefahrenpotential für den Menschen. Alarmierend sei, so Kollecker, dass sich die Zahl der Todesfälle infolge von CO-Vergiftung in den vergangenen zehn Jahren nahezu verdoppelt habe und deutlich an den Todesfolgen durch Brand und Rauchgas vorbeigezogen sei.
Als Prüfingenieur erläuterte anschließend Dipl.-Ing. Andreas Dahlitz von hhp Ingenieure Berlin die Gefährlichkeit von Kohlenmonoxid aus der Sicht des vorbeugenden Brandschutzes und der Feuerwehr.
Nach der Pause stellte Dr. med. Matthias Schröter vom Hygieneinstitut der Bioscientia Laboratorien Gruppe einige wassergängige humanpathogene Keime vor, um dann den Staatsfeind Nummer 1 die in der Trinkwasser-Installation, die Legionellen, näher darzustellen. Die erhebliche Reduzierung der Sterblichkeitszahlen, vor allem bei Kindern, durch Maßnahmen zur Trinkwasserhygiene sei eine der großen Errungenschaften der Medizin der letzten Jahrzehnte. Er warnte davor, dass hohe Sicherheitsniveau der deutschen Trinkwasserversorgung als selbstverständlich vorauszusetzen und plädierte für weitere Anstrengungen zur Eindämmung und Kontrolle im Trinkwasser vorkommender Infektionsserreger.
Marcus Pikarek, Rechtsanwalt und Vorstand der WATERcontrol AG, schloss die Vortragsreihe mit Erläuterungen zur Handhabung der neuen Empfehlung des Umweltbundesamtes zur Legionellenprüfung und zur novellierten Trinkwasserverordnung. Anschließend stellte er die Folgestudie des Hygieneinstituts des Universitätsklinikums Bonn dar, in welcher rund 300.000 Trinkwasserdatensätze ausgewertet werden konnten, mit dem Ergebnis, dass das Legionellenvorkommen statistisch signifikant zurückgeht, wenn die Anlagen mit 60°C Vorlauftemperatur und 55°C Rücklauftemperatur gefahren werden.
Die abschließende Podiumsdiskussion kreiste im Wesentlichen um die Frage, ob die Wohnungswirtschaft durch immer neue Sicherheitsanforderungen finanziell allmählich überlastet sei.
Alle Teilnehmer der Tagung können die Vorträge per Download entweder auf der Website der BBA oder bei GAS-Control im Bereich herunterladen.